"Ausgelaufene Betriebsstoffe aus PKW in Letter-Süd" hieß das zunächst relativ harmlos klingende Stichwort zur Übung der Dienstgruppen 1 und 2 am vergangenen Donnerstag. Dass sich hieraus eine für alle Kräfte fordernde Gefahrgut-Lage entwickeln würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt ...

Mit dem gedanklichen Blick auf o. g. Stichwort fuhren das Hilfeleistungslöschfahrzeug, das Tanklöschfahrzeug und das Mannschaftstransporfahrzeug die Einsatzstelle an - vor Ort stellte sich heraus, dass es augenscheinlich zu einem Verladeunfall auf der Hubladebordwand eines LKW gekommen sein muss - eine Person befand sich eingeklemmt unter einem großen "IBC"-Container (Anm.: ein großvolumiges Behältnis für den Transport flüssiger Stoffe) und war nicht ansprechbar.

Fahrzeugführer und Melder des HLF erkundeten als erste Maßnahme den Bereich; hierbei wurde festgestellt, dass eine unbekannte Flüssigkeit aus dem LKW austrat. Zudem besaß der Container eine Gefahrguttafel mit dem Hinweis, dass dieser die Chemikalie Hypochlorit befördere.

Eine Abfrage des Stoffes bei der Regionsleitstelle ergab, dass dieser je nach Konzentration stark ätzend und giftig für die Atemwege sein kann. Eine Rettung der Person mit konventionellen Mitteln kam somit nicht infrage.

Zügig wurde die Einsatzstelle nach dem GAMS-Prinzip für ABC-Einsätze umstrukturiert (Gefahr erkennen, Absperrmaßnahmen, Menschenrettung durchführen, Spezialkräfte alarmieren). Höchstes Gebot ist die Eigensicherung der eingesetzten Kräfte, hierbei in Form eines Gefahren- und Absperrbereiches mit Mindestabständen und umluftunabhängigem Atemschutz für tätig werdende Einsatzkräfte. Für Kräfte und Personen, welche mit der Chemikalie in Kontakt gekommen sind, wurde zudem eine Not-Dekontamination in Form eines Auffangbeckens mit Waschmöglichkeiten geschaffen.

Nach der (fiktiven) Anforderung von Spezialkräften wurde mit der Menschenrettung durch besonders geschütztes Personal begonnen - der Container musste schließlich zunächst angehoben werden. Dies geschah in unserem Szenario durch den Einsatz des hydraulischen Spreizers.

Nach dem Anheben des Containers wurde die Person notfallmäßig dekontaminiert und dem Rettungsdienst übergeben - Übungsziel erreicht!

Um auf solche seltenen, jedoch nicht gänzlich unwahrscheinlichen, Ereignisse vorbereitet zu sein, ist das Üben der Szenarien das A und O.